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Wie würden Sie reagieren, wenn ein Schüler Sie beleidigen würde? Wursche1

Wie würden Sie reagieren, wenn die Schule vor Ihren Augen niederbrennen würde? Wursche3

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie Socken zu Weihnachten bekommen würden? Wursche2

Ich habe das zweite Lehrerinterview mit Herrn Wursche am Montag den 17. April geführt. Hier sind die Antworten zu unseren Fragen:

DBG-Times: Warum sind Sie Lehrer geworden?

Herr Wursche: Diese Frage kann ich leider nicht so genau beantworten. Seit ich denken kann, wollte ich Lehrer werden. Der Film „Club der toten Dichter“ hat mich auch zum Lehrerwerden inspiriert. Dieser Film handelt von einem Englischlehrer, der an einem Internat in den USA mit außergewöhnlichen Lehrmethoden unterrichtet. Ich war von seinem Unterricht im Film sehr überzeugt.

DBG-Times: Und das hat Sie so dermaßen inspiriert, dass Sie unbedingt Lehrer werden wollten?

Herr Wursche: Man kann sagen, dass es eine entscheidende Rolle gespielt hat. Aber schon in der 10. Klasse wusste ich ganz genau, dass ich Lehrer werden will.

DBG-Times: Wie waren Sie dann selber als Schüler?

Herr Wursche: Wenn es um Noten geht, war ich meistens ziemlich gut. Vor allem in meinen Lieblingsfächern: Englisch und Geschichte, die ich auch heute unterrichte.

DBG-Times: Waren Sie ein Streber oder ein „Teachers´ Pet“?

Herr Wursche: Streber war ich nicht, aber ich war meistens der Brave. Also die Hausaufgaben schön gemacht, alles immer dabei und so. In diesem Sinne war ich doch das „Teachers´ Pet“. Ich habe mich aber nie bei Lehrern eingeschleimt. Geschlagen oder mich geprügelt habe ich mich auch nicht. Ich war halt brav. Nur einmal habe ich in der 6. Klasse das Schulgebäude während der Unterrichtszeit verlassen, um an einer Protestaktion teilzunehmen. Aber wirklich jeder tat das. Ein Unruhestifter war ich nie.

DBG-Times: Was ist das Schlimmste am Lehrersein? Sind es die nervigen Schüler oder auch etwas anderes?

Herr Wursche: So hasse ich nichts. Was mich aber am meisten stört ist der bürokratische Aufwand. Wie Noten eintragen oder Geld für Ausflüge oder Lektüren sammeln, das habe ich nicht gern. Das nervt mich.

DBG-Times: Sie mögen es nicht, Dinge zu organisieren?

Herr Wursche: Ja, mit Kleinigkeiten außerhalb des Unterrichts habe ich ein Problem, bei der Planung des Unterrichts ist es eine andere Geschichte.

Schülerzeitung: Würden Sie etwas an der Schule oder an der Art und Weise, wie heutzutage unterrichtet wird, ändern?

Herr Wursche: Der Fokus der Schulen und des Unterrichts liegt meiner Meinung nach zu sehr auf dem Prüfen, aber nicht wirklich auf dem Unterrichten und darauf, den Schülern etwas beizubringen. Die Schule wird häufig als ein „Haus des Lernens“ dargestellt, obwohl sie von dieser Darstellung immer mehr abweicht. Individuelle und kreative Antworten, die der Musterlösung nicht entsprechen, werden bei dieser „Prüfungskultur“ nicht unterstützt. Es wäre besser, würde man Aufgaben und Fragen stellen, bei denen es viele verschiedene Ansätze gibt. Es sollte auch im Unterricht mehr auf die Stärken des Schülers geachtet und mit diesen gearbeitet werden, statt ihre Schwächen durch schlechte Noten hervorzuheben. Zum Beispiel bei einer Stegreifaufgabe habe ich es noch nie erlebt, dass ein Schüler seine schlechte Note als Feedback oder sogar als motivierend wahrnimmt. Das schlägt den Schüler oft nieder. Also ich würde diese „Prüfungskultur“ verändern, sowie die Stärken des Schülers mehr betonen. Den elenden Notendruck würde ich auch abschaffen wollen, denn durch diesen wird die Schule in Schülerperspektive zu einer Art Gefängnis.

DBG-Times: Denken Sie vielleicht, dass auch das Aussehen unserer Schule eine Rolle spielt, wie Schüler sie wahrnehmen?

Herr Wursche: Aus Schülersicht vielleicht, aber aus meiner Perspektive als Lehrer nehme ich es nicht so wahr.

DBG-Times: Eine beliebte Frage bei den Schülern: Sie ziehen sich häufig sehr schick an. Also meistens sehr formal. Warum?

Herr Wursche: Es macht mir Spaß, aber ich will den Schülern auch Respekt entgegenbringen und dass sie mich ernst nehmen. Durch mein Outfit grenze ich mich von den Schülern ab, also man sieht dann, wer hier die Autorität ist. Ich will nicht wie ein Kumpel vor den Schülern aussehen.

DBG-Times: Wollen Sie auch durch Ihren Style in dem Gedächtnis der Schüler bleiben?

Herr Wursche: Ja, das wiederrum auch, aber nicht bewusst. Jemand hat bei der allgemeinen Berufswahl eine Kollegin gefragt, warum man unbedingt Lehrer sein sollte. Sie antwortete: ,,Weil man eine Bühne braucht und weil man ein bisschen Schauspielern kann beim Unterrichten.“ Also könnte man sagen, dass meine Kleidung eine Art Kostüm für mich ist. Es ist auch schön, vor der Klasse zu stehen und quasi so seinen Auftritt zu haben und im Rampenlicht zu stehen.

DBG-Times: Also Sie lieben es der ,,Herrscher“ der Klasse zu sein?

Herr Wursche: Nein, das würde ich nicht sagen. Eher so tun, aber definitiv die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Das wird durch mein Aussehen dann auch unterstrichen.

DBG-Times: Eine für mich interessante Frage: Wie sind Lehrerbeziehungen an der Schule? Gibt es „Lehrerkumpel“? Oder lästern Lehrer über ihre Kollegen oder Schüler?

Herr Wursche: Hier an der Schule gibt es ein sehr professionelles und kollegiales Verhältnis, glaube ich. Was mich wundert, ist, dass es hier im Gegensatz zu anderen Schulen kein Lästern oder Mobben unter den Lehrern gibt. An anderen Gymnasien gibt es grundlose Feindseligkeiten, weil sich viele Lehrer an anderen Schulen teilweise sehr kindisch verhalten.

DBG-Times: Denn ich habe von meinen Lehrern manchmal gehört, dass sie gerne über Pärchen in der Klasse reden und spekulieren. Machen Sie das auch? Verändern Sie den Sitzplan, nur damit ein Liebespärchen entsteht?

Herr Wursche: Wir machen uns nicht so viele Gedanken darüber, zumindest ich nicht. Man merkt es aber deutlich, wenn Zwei zusammenpassen und es ist schön zu sehen, wenn Pärchen sich bilden.

DBG-Times: Was ist dann das Verrückteste, was Sie jemals gemacht haben?

Herr Wursche: Puhh, da muss ich lange nachdenken…Ich glaube, dass Eisessengehen während der Unterrichtszeit mit der Klasse, weil ich keine Lust mehr hatte, nicht wirklich als „verrückt“ eingestuft werden kann. Heutzutage bin ich wieder der „Brave“, wie auch während meiner Schulzeit. Ich fahre Vespa, aber wenn man etwas über meine Mutproben wissen will, dann war es das Skilager in der 7. Klasse am zweiten Tag, wo wir eine steile und schwierige Abfahrt gemacht haben. Das war schon alles Verrückte, das ich gemacht habe….Vielleicht während meiner Studentenzeit in England, da habe ich mich bei manch einem Trinkspiel beteiligt.

DBG-Times: Sie waren kein „Partyfreak“ während ihrer Studentenzeit?

Herr Wursche: Nein. Das habe ich vielleicht noch vor mir.

DBG-Times: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Herr Wursche: Ich lese viel und gerne. Ich habe auch Schach gespielt, aber jetzt eher weniger. Gedichte schreiben gefällt mir auch. Tennis habe ich früher auch gespielt.

DBG-Times: Waren Sie in einem Tennisverein? Haben Sie es seriös betrieben?

Herr Wursche: Sehr seriös. Wir hatten eine Mannschaft, und da habe ich bis zum Ende des Studiums gespielt, ca. 10 Jahre lang. Bei Tennis war ich nicht der Aggressivste. Ich spielte defensiv und zuverlässig, aber der beste Spieler in meinem Verein war ich nicht.

DBG-Times: Welche Musik hören Sie?

Herr Wursche: Rock und Hardrock. Manchmal auch Metal.

DBG-Times: Dann sind wir durch mit den Fragen. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um dieses Interview mit der mir zu führen.

Herr Wursche: Kein Problem. Mache ich gerne.

Ich bedanke mich nochmal herzlich bei Herrn Wursche für seine Teilnahme an dem Interview, sowie bei euch, den Lesern, die diesen Artikel gelesen haben!

Wenn ihr einen Lehrer oder eine Lehrerin genauer kennenlernen wollt, schreibt uns und schickt am besten eure interessantesten Fragen gleich mit!

Euer Dusan